Rezension von Wilfried Urbe, TAZ

Christian Eggers: Ein Lebenswerk für psychisch kranke Kinder und Jugendliche - Biografie

Christian Eggers: Ein Lebenswerk für psychisch kranke Kinder und Jugendliche. Biografie.
Paranus Verlag 2015, 436 Seiten, Format DIN A4 Hardcover, nicht im VLB gelistet, keine ISBN, Profs 39,80 €.

Rezension

Die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen hat den Essener Psychiater und langjährigen Klinikdirektor Christian Eggers geprägt.

Es sind die Lebenserinnerungen eines renommierten Kinderpsychiaters, es ist ein Stück Psychiatriegeschichte und es ist das Vermächtnis eines Mannes, der sein Leben seiner Arbeit gewidmet hat – der Kinderpsychiater und Wissenschaftler Christian Eggers lässt in seiner Biografie „Ein Lebenswerk für psychisch kranke Kinder und Jugendliche“ noch einmal die wichtigen Stationen seines Lebens Revue passieren. Dabei ist er auch Zeitzeuge wichtiger Entwicklungen in der bundesrepublikanischen Gesellschaft, der unter anderem durch Begegnungen mit Künstlern, darunter Pablo Casals sowie Max Frisch, oder Gelehrten wie Fritz Pringsheim und Hans-Georg Gadamer geprägt wird.
Christian Eggers war 25 Jahre lang Direktor der Rheinischen Kliniken für Psychiatrie und Psychotherapie des Kindes-und Jugendalters und Inhaber des gleichnamigen Lehrstuhls in Essen. Beruflich wegweisend waren für ihn die Begegnungen mit jungen an Schizophrenie erkrankten Menschen in den 60er Jahren.
„Sie haben mein Leben als Arzt und Forscher geprägt und waren Anlass für die Gründung meiner Stiftung“, sagt der 77-Jährige heute, „sie gewährten tiefe Einblicke in die persönlichen leidvollen Erfahrungen und deren Versuche, sie in ihr Leben zu integrieren und zu bewältigen. Dabei offenbarten sie oft ein hohes Maß an Offenheit, Empfindsamkeit, Zutrauen und Feinfühligkeit.“
Das stellte Eggers zu einer Zeit fest, in der solche Menschen auch von der Fachwelt gerne noch als „Schwachsinnige“ diffamiert wurden. Und gerne auch von denen, die schon vor 1945 in der Psychiatrie wirkten oder in der Tradition derer standen, die „lebensunwerte“ Patienten auswählten und damit die Euthanasie-Morde der Nazis unterstützen.
„Das hat mich persönlich sehr beschäftigt, die Auseinandersetzung mit der unheilvollen Verstrickung unseres Fachgebiets in die nationalsozialistischen Verbrechen, die quasi ausblieb“ so Eggers. Dazu hat er sich dann auch immer wieder geäußert.
Die persönlichen Begegnungen und Erfahrungen mit den ehemaligen Patienten hat er jedenfalls stets als wertvolles Geschenk erlebt, für das er noch heute dankbar ist: „Es waren die Gespräche mit den Patienten und ihren Angehörigen, die dazu geführt haben, dass die Beschäftigung mit dem Krankheitsbild mich nie losgelassen hat.“
Christian Eggers spart in seinen Memoiren auch die erschütternden Momente seiner Laufbahn nicht aus, etwa die Ermordung des Vorbildes und bedeutenden Mainzer Psychiaters Nikolaus Petrilowitsch im Jahr 1970. Oder die Brandstiftung von Solingen mit der Begutachtung des Haupttäters.
Seine Schilderungen jedenfalls dürften nicht nur für Betroffene, Angehörige und auch Interessierte eine spannende Lektüre sein, sie wirken gleichfalls als Ermahnungen an einen technisierten und bürokratischen Psychiatriebetrieb, wider aalglatte Funktionäre und für mehr Humanität in den Einrichtungen und Kliniken.

Wilfried Urbe, TAZ vom 30.10.2015

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